Heute
wird es gefährlich. Das Wissen, an dem ich euch gleich teilhaben lasse,
hat schon Menschen in psychiatrische Behandlung getrieben, obwohl es nur
um logische Schlüsse geht. Es sollte also bitte nur weiter lesen, wer
eine stabile Persönlichkeit hat.
Es
geht um die einfache Frage "wie lässt sich Logik beschreiben?". Man
erwartet von einem solchen System, das wir gleich definieren werden,
dass es genau das leistet, was wir als "gesunden Menschenverstand"
bezeichnen, also das sinnvolle Schließen. Dazu müssen wir uns zunächst
einmal überlegen, was ein sinnvoller Schluss ist und was nicht. Diese
Regeln werden wir dann als "Axiome" festhalten. Ein Axiom ist nichts
weiter als eine "Wahrheit", die man einfach per Definition festlegt.
Ein logischer Schluss wäre etwa: Wenn Hunde braun sind, und Bello ein Hund ist, dann ist Bello braun. Etwas formaler:
(Hund - > braun) und (Hund) dann (braun)
Verallgemeinert: Wenn A - > B und A, dann B
Das wäre schon unser erstes Axiom, die sogenannte Pfeilbeseitigung oder auch "modus ponens".
Achtung: der Pfeil ist ein Symbol des formalen Systems, die
geschriebenen Worte "und" und "dann" dagegen nicht, sie stehen außerhalb
des Systems!
Eine zweite Regel: Wenn Bello braun ist, dann ist Bello auch braun, wenn es draußen regnet.
Also: (braun), dann auch (Regen - > braun)
Oder: B, dann A - > B
Das
ist das Gegenstück, die Pfeileinführung. Diese beiden Regeln sind schon
das Hauptrüstzeug, das wir benötigen. Desweiteren gibt es noch die
Existenz- und Allregeln, die und-Regeln und die oder-Regeln, wie etwa
die Fallunterscheidung: Wenn unter der Annahme A herleitbar ist, dass C
gilt und man C auch unter der Annahme B gilt, und man außerdem weiß,
dass A oder B gilt, dann muss C gelten.
Alle diese Regeln, die wir einführen, sind sehr einfach und logisch.
Wenn wir uns streng nach ihnen richten, werden wir also aus einer
wahren Tatsache nie etwas falsches schließen können. Achtung: die wahre
Aussage, von der wir hier reden, ist außerhalb des Systems wahr.
Wir definieren sie deshalb innerhalb des Systems als Axiom und können
daraus dann innerhalb des Systems unter Anwendung der Schlussregeln neue
Aussagen erzeugen. Von diesen können wir deshalb davon ausgehen, dass sie auch
außerhalb des Systems wieder wahr sein werden.
Und
nun kommt der kranke Teil. Man kann die Zahlentheorie innerhalb eines
solchen formalen Systems beschreiben. Für die Nichtmathematiker: die
Zahlentheorie ist mehr oder minder die "einfachste" mathematische
Disziplin, sie beschäftigt sich ausschließlich mit Eigenschaften von
Zahlen. Eines ihrer Axiome ist etwa, dass es zu jeder Zahl einen
direkten Nachfolger gibt.
Gödel
hat nun etwas schockierendes entdeckt. Er hat Aussagen der
Zahlentheorie auf bestimmte Weise eine Nummerierung gegeben. Das
bedeutet, jede Aussage ist nun mit einer Zahl zu identifizieren. Eine
Aussage über Zahlen also die selbst eine Zahl ist. Sie kann sich also,
wenn es blöd läuft, auf sich selbst beziehen.
Nun kann man folgende Aussage konstruieren: Diese Aussage ist in diesem System nicht herleitbar. Nehmen wir an, sie ist außerhalb des Systems
wahr. Dann ist das System offensichtlich unvollständig, da man diesen
wahren Satz nicht durch logische Schlussfolgerungen erreichen kann.
Nimmt man allerdings an, dass dieser Satz außerhalb des Systems falsch ist, dann muss er herleitbar sein. Unser System, dass nur logische Schlüsse verwendet, liefert uns einen unwahren Satz!
Diese
gnadenlose Wahrheit gilt, wie man beweisen kann, in jedem formalen
System, dass mächtig genug ist, die Zahlentheorie zu beschreiben. Aber
was können wir daraus schließen? Haha. Ironisch, oder nicht? Selbst wenn
wir etwas daraus schließen könnten, woher wüssten wir, dass die
Folgerung wahr wäre, egal wie logisch uns der Schluss vorkommt? Woher
nehmen wir überhaupt das Selbstvertrauen, behaupten zu können, dass
Aussagen wahr sind, wenn sie logisch nicht herleitbar sind? Denken
Menschen unlogisch? Wie kann ein Mensch Wahrheit beurteilen? GIBT es
Wahrheit? Vielleicht noch ein kleines Zitat zum Ende:
Die Wahrheit ist relativ. Suchen Sie sich eine aus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen