Dienstag, 25. Mai 2010

hans-joachim an bord

es gibt so momente, da frage ich mich: "warum?". ich habe das gefühl, dass diese momente in der jüngeren vergangenheit immer mehr werden.

immer wieder drängt sich mir diese frage bei dem folgenden thema auf: wer zum teufel hat diese verdammten "baby on board"-aufkleber auf den autos zu verantworten? und was ist der sinn?

eine scheinbar nahe liegende erklärung wäre folgende: die nachfolgenden autofahrer sehen "oh, ein baby, da muss ich aufpassen", und fahren vorsichtig, was sich positiv auf die sicherheit des vorausfahrenden auswirken soll.

hier stellt sich die frage: funktioniert das? für eine unanfechtbare aufarbeitung der frage wären freilich statistiken notwendig. viele statistiken. da ich diese nicht habe, werde ich deduktiv argumentieren:

zum einen hätte dieser effekt, existenz vorausgesetzt, einzig und allein auswirkung auf auffahrunfälle, bei denen der hinterherfahrende schuld ist (und überholunfälle, dazu später noch mehr). diese machen allerdings nur einen kleinen teil der unfälle gesamt aus. man kann also, wenn überhaupt, die unfallgefahr nur sehr begrenzt verringern. außerdem wage ich die behauptung, dass diese unfälle keineswegs die mit den schlimmsten verletzungen sind. alles in allem betrachtet sollte der effekt also äußerst klein ausfallen. nun noch zum eben ausgeklammerten thema der missglückten überholmanöver: auch hier hätte der aufkleber nur dann eine funktion, wenn er überholversuche verhindern würde. tut er das? die antwort auf diese frage sei dem interessierten leser als übung überlassen. außerdem muss man noch die frage berücksichtigen: falls der hinterherfahrende, offensichtlich schnellere, NICHT überholt - wie wirkt sich das wiederum auf auffahrunfälle auf?

das argument der verkehrssicherheit sehe ich deshalb im weiteren als entkräftigt an. bleiben noch weitere gedanken dazu:

zum einen natürlich der irrglaube an die vermeintliche zusatzsicherheit. dieser könnte menschen dazu veranlassen, einen solchen aufkleber anzubringen. so wie die tatsache, dass die menschen reihenweise in die kirchen rennen, ohne dass jemals ein direkt daraus resultierender positiver effekt beobachtet worden wäre. in diesem fall wäre das mysterium durch einbildung/aberglauben/menschliche dummheit erklärt. doch so einfach wollen wir es uns nicht machen.

es gibt nämlich weitere fakten, die uns auf dem weg weiter bringen könnten: die aufkleber "hans-joachim an bord" etc. was wollen uns die eltern sagen? "schaut mal, wir sind eltern"? "schaut mal, was für einen tollen namen wir unserem kind gegeben haben"? es ist ja hier auch noch zu beobachten, dass für jedes kind ein neuer aufkleber dazu kommt. und spätestens mit "hans-joachim", "alessa", "kevin", "mona-maria" und "franz-waldemar" ist auch mit der verkehrssicherheit nichts mehr, da man aus der heckscheibe nicht mehr nach draußen sehen kann.

und spätestens wenn man die namen der kinder auf dem auto des vor-einem-fahrers liest, denkt man sich doch nur noch: "für die kinder wäre es doch das beste, wenn sie gleich den gnadenschuss bekämen". das mag wohl schon einige moralische autofahrer dazu motiviert zu haben, mit riskanten manövern die armen kinder in ein besseres leben zu befördern.

dass es so weit kommt, will freilich niemand. also, liebe autofahrende eltern: lasst es doch einfach. ist für alle das beste.