Sonntag, 22. Juli 2012

Das Spiel

Es gibt Momente im Leben, da kann man nicht gewinnen. Egal wie gut man ist, egal wie sehr man sich anstrengt. Was kann man tun? Das sinnvollste ist es, diese Situationen zu vermeiden. Klingt logisch? Klingt logisch. Jetzt wird es aber kompliziert: angenommen, man kann eine solche Situation nicht erkennen, bevor man schon verloren hat. Und möglicherweise nicht einmal dann. Und außerdem befinden wir uns in einem zweistufigen Modell. Also nocheinmal zusammenfassend: man muss sich entscheiden, ob man spielt oder nicht, bevor man überhaupt wissen kann, ob es im Spiel überhaupt einen Gewinn oder nur Nieten gibt. Würde jemand ein Los kaufen, wenn die Budenbetreiber vorher nicht einmal sagen, ob sie Preise besorgt haben? Vermutlich nicht. Aber was, wenn die einzige Möglichkeit, an etwas, das man unbedingt haben will, eine solche Losbude ist? Um es für die iDioten zu übersetzen: man will unbedingt ein iPad, und die einzige Möglichkeit, es zu bekommen, ist eine Lotterie in der es vielleicht eins zu gewinnen gibt. Vielleicht aber auch nicht. Quasi Schrödingers iPad.

Nachdem das Modell klar ist, nun zur Deutung. $Typ will ein Mädel ansprechen. Dabei ist das naive Modell das, in dem er es entweder drauf hat, und ihre Nummer absahnt, oder er verkackts und verliert das Spiel und damit möglicherweise seine Selbstachtung und, wenn er es richtig versaut, auch seine körperliche Unversehrtheit. Nun spielt aber eine weitere Unbekannte mit hinein: der Beziehungsstatus von $Mädel. Wenn der auf "vergeben" zeigt, hat $Typ verloren. Egal wie gut er das Spiel spielt. Und diese Situation ist grausam, weil man die Kontrolle verliert. Erschwerend kommt hinzu, dass man seiner Intuition nicht vertrauen darf. Die sagt ja, hässliche Mädels sind single, hübsche sind vergeben. Wenn man diese Prämisse annimmt, sind Hopfen und Malz endgültig verloren. Dann spielt man möglicherweise ein ungewinnbares Spiel bei dem man hofft, etwas zu gewinnen, was man eigentlich nicht möchte.

Der springende Punkt ist wohl, dass man das ganze ja nicht durchdenken darf. Sobald man diese zwei Stufen auseinander nimmt, wird das ganze katastophale Ausmaß der Situation klar, in der man sich befindet. Und niemand wäre so wahnsinnig, dann noch einen Schritt zur Tür hinaus zu machen. Das ist vergleichbar damit, dass man berechnen will, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Katze nach dem Öffnen der Truhe noch lebt, und dazu erstmal reinspäht. Klappe auf, Katze tot. Das heißt aber auch in letzter Konsequenz, dass man Niederlagen, die unvermeidbar waren, der eigenen Strategie anlasten muss, da man für eine andere Aussage keine Informationen mehr hat. Wir haben dazu eine zu grobe Filtration verwendet. Das wiederum führt zu einem Knacks im Selbstbewusstsein, weil man sich die Schuld geben muss. Und alles nur, weil sich $Mädel nicht einfach ein T-Shirt mit der Aufschift "Single: {ja,nein}" anziehen kann. Dass Frauen alles immer so kompliziert machen müssen.

Freitag, 13. Juli 2012

Understatement

Untertreibung (engl. Understatement) (der Gegensatz ist Übertreibung) wird oft als Stilmittel eingesetzt. Oft dient eine Litotes der Untertreibung. Auch wird der Begriff Understatement häufig in der Konzeption von Werbung und Marketing benutzt. Unternehmen, die in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf Understatement setzen, verzichten auf vordergründige Effekte oder im Trend liegende Stilelemente. In der persönlichen Lebensführung Understatement einzusetzen bedeutet zum Beispiel, nach außen hin auf bestimmte Statussymbole zu verzichten, die nach Ansicht weiter Bevölkerungskreise aber zu erwarten gewesen wäre.

Understatement wird also oft als Marketingstrategie eingesetzt. Ich mag Understatement und verhalte mich auch oft entsprechend, unabhängig vom Lebensbereich. Aber manchmal macht das die Dinge nicht unbedingt einfacher. Etwa im Bewerbungsgespräch ist das eine schwierige Sache. Wenn man Understatement einsetzt, muss man die Zeit haben, mit Fakten zu punkten. Und die hat man oft nicht. Also ist man gezwungen, innerhalb kürzester Zeit Argumente zu finden, dass man der beste Mann für die Stelle ist, ohne den Boden der Tatsachen zu verlassen. Das kann schwierig sein. Auch wenn man genau weiß, dass man den Job extrem gut machen wird. Der Personalchef weiß es nicht. 
Ein ähnliches (wenn nicht sogar das selbe) Problem ist das Datinggeschäft. Wie oft wurde schon gesagt, dass es auf den ersten Eindruck ankommt. Dann überzeug mal auf den ersten Eindruck ohne zu übertreiben. Hier kommt noch ein zweites Problem erschwerend hinzu - man verhält sich gegenüber Fremden prinzipiell anders als gegenüber vertrauten Personen. Wenn man sich jetzt also ganz natürlich für diese Situation verhält, ist es wieder ein anderes natürliches Verhalten als das, das man als potenter.. äh.. potentieller Freund an den Tag legen würde. Das kann man nur umgehen, indem man sich verstellt. Das ist schade, aber als Mathematiker kann ich nur sagen: Ich bewundere das Problem, habe aber keine Lösung. Der geneigte Leser mag jetzt einwerfen: "Und was ist mit dem Freundeskreis?". Ein Wort: "Friendzoned".

Sonntag, 1. Juli 2012

You Can't Live Without The Fire

Ich wurde vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass ich mal geblogged habe. Das habe ich in der Tat. Und da ich auf die Frage, warum ich das nicht mehr tue, keine ausreichende Antwort finden konnte, muss ich jetzt mehr oder weniger gezwungenermaßen wieder damit anfangen. Ergo: Daddy is back.

Nun, was liegt an. Studium, Arbeit... der übliche langweilige Bullshit. Ach - ich bin sportlich geworden. Dass ich laufe, hab ich ja, wenn ich mich recht entsinne, schon einmal in einem früheren Post erwähnt. Jetzt mache ich das Ganze ernsthafter. Ich habe inzwischen meinen zweiten 10-km-Lauf gelaufen (50:31 min.) und bereite mich gerade auf den München-Marathon vor. Warum? Schwere Frage. Zum einen habe ich durch kürzliche Umbrüche in meinem Privatleben viel Zeit dafür. Aber das ist und kann nicht der einzige Grund sein, einen Marathon zu laufen. Über kürzere Wettkämpfe könnte man sagen, es gibt zwei Möglichkeiten: man leidet in der Vorbereitung oder man leidet im Wettkampf. Im Marathon ist das so ähnlich. Entweder man leidet in der Vorbereitung und leidet im Wettkampf, oder man leidet nicht in der Vorbereitung, dafür im Wettkampf umso mehr und kommt trotzdem nicht an. Das war also keine Kurzschlussentscheidung, sondern ich habe mir das durchaus über mehrere Wochen überlegt. Und seitdem denke ich darüber nach, warum ich mir diese "Selbstgeißelung" (Zitat Myri) antun will. 

Vermutlich ist der Grund, dass ich im Leben Ziele brauche. Richtige Ziele. Keine Ziele wie "eine 2 in W-Theorie", sowas ist ein Scheißziel. Da freut man sich einen Moment drüber und paar Tage später verschwendet man keinen Gedanken mehr daran. Ziele, auf deren Erreichen man sein Leben lang stolz sein kann. Und so ein Ziel ist der Marathon. Ich befinde mich momentan in der Form meines Lebens und habe die Zeit fürs Training - wenn nicht jetzt, wann dann?

Heute bei meinem wöchentlichen "langen Lauf" habe ich wie immer Musik gehört, und der Liedtext von einem Lied, das ich kurz vor der Ziellinie gehört habe, hat sehr gut dazu gepasst:
You can't live without the fire
It's the heat that makes you strong
Das ist wohl der Punkt. Man braucht etwas, das einen antreibt.

Noch etwas, das mich sehr überrascht und gleichzeitig desillusioniert hat: den legendären Marathonlauf hat es wohl nie gegeben. Alles ist wirklich nicht mehr als eine Legende. Wenn auch eine sehr alte. Aber weder hat der antike Läufer die Distanz an einem Tag zurückgelegt, sondern an zwei, noch hat er die Botschaft vom Sieg im Krieg überbracht. Und eine Abkürzung hat er vermutlich auch noch genommen. Und die 42,195 km stammen insofern nicht von der Entfernung Marathon - Athen, sondern sie stammen von einem Lauf in England, der eigentlich 40 km dauern sollte, die Veranstalter beim Vermessen allerdings festgestellt haben, dass die 40 km nicht vom Start bis zum vorgesehenen Ziel reichen. 

Trotzdem ist der Marathon so ziemlich das letzte verbliebene Abenteuer auf diesem Planeten, das man nur mit seinem Körper und viel Willenskraft angehen kann. Der Lauf ist am 14.10.12 - ich kann jede Unterstützung gebrauchen! Abschließend noch ein anderes Zitat aus dem selben Lied:
Oh damn, the war is coming
Oh damn, you feel you want it
Oh damn, just bring it on today!