Freitag, 13. Juli 2012

Understatement

Untertreibung (engl. Understatement) (der Gegensatz ist Übertreibung) wird oft als Stilmittel eingesetzt. Oft dient eine Litotes der Untertreibung. Auch wird der Begriff Understatement häufig in der Konzeption von Werbung und Marketing benutzt. Unternehmen, die in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf Understatement setzen, verzichten auf vordergründige Effekte oder im Trend liegende Stilelemente. In der persönlichen Lebensführung Understatement einzusetzen bedeutet zum Beispiel, nach außen hin auf bestimmte Statussymbole zu verzichten, die nach Ansicht weiter Bevölkerungskreise aber zu erwarten gewesen wäre.

Understatement wird also oft als Marketingstrategie eingesetzt. Ich mag Understatement und verhalte mich auch oft entsprechend, unabhängig vom Lebensbereich. Aber manchmal macht das die Dinge nicht unbedingt einfacher. Etwa im Bewerbungsgespräch ist das eine schwierige Sache. Wenn man Understatement einsetzt, muss man die Zeit haben, mit Fakten zu punkten. Und die hat man oft nicht. Also ist man gezwungen, innerhalb kürzester Zeit Argumente zu finden, dass man der beste Mann für die Stelle ist, ohne den Boden der Tatsachen zu verlassen. Das kann schwierig sein. Auch wenn man genau weiß, dass man den Job extrem gut machen wird. Der Personalchef weiß es nicht. 
Ein ähnliches (wenn nicht sogar das selbe) Problem ist das Datinggeschäft. Wie oft wurde schon gesagt, dass es auf den ersten Eindruck ankommt. Dann überzeug mal auf den ersten Eindruck ohne zu übertreiben. Hier kommt noch ein zweites Problem erschwerend hinzu - man verhält sich gegenüber Fremden prinzipiell anders als gegenüber vertrauten Personen. Wenn man sich jetzt also ganz natürlich für diese Situation verhält, ist es wieder ein anderes natürliches Verhalten als das, das man als potenter.. äh.. potentieller Freund an den Tag legen würde. Das kann man nur umgehen, indem man sich verstellt. Das ist schade, aber als Mathematiker kann ich nur sagen: Ich bewundere das Problem, habe aber keine Lösung. Der geneigte Leser mag jetzt einwerfen: "Und was ist mit dem Freundeskreis?". Ein Wort: "Friendzoned".

4 Kommentare:

  1. wo ich mich jetzt aber schon grade frage, warum du grade über Dating und Bewerbungsgespräch schreibst. Gabs da grade was?

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  2. natürliches verhalten ist tatsächlich relativ, aber die person, die du triffst, hat auch relative erwartungen. kein interviewer will, dass du dich gleich wie ein star benimmst, ebenso kann dein date erstmal ohne insiderwitze leben.
    also für mathematiker: berechne nicht den erwartungswert, sondern den bedingten erwartungswert mit hinsicht auf den aktuellen beziehungsstand, und definiere den begriff "natürlich" jedesmal neu :)

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  3. Ist nicht das ganze Leben so eine Art Bewerbungsgespräch? ;)

    Mit Neudefinitionen muss man aufpassen, Stichwort "Wohldefiniertheit". In dem Fall müsste man Natürlichkeit auch gleich als Abbildung definieren.

    Aber im Ernst: klar erwartet das niemand. Aber wenn ich eine Freundin suche, will ich doch wissen, wie sie sich in einer Beziehung verhalten würde. Dazu muss man aber immer durch diese Kennenlernphase durch, in der man den anderen nur durch eine Maske sieht und im schlimmsten Fall dadurch sogar abgeschreckt wird - das ist doch doof.

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  4. ja klar. ausserdem ist mir aufgefallen, dass die am meisten verbreitete maske eine der guten erziehung ist, und dahinter kann man so einiges verbergen -.-

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